WANGENTAL NATUR PUR

Lebensraum für Vögel und Amphibien

Samstag 9. August 2003, Schaffhauser Nachrichten; Region

Im hinteren Wangental bei Osterfingen wird ein riesiges Biotop angelegt. Gestern Abend fand der Spatenstich statt.
Von Daniel Thüler
Osterfingen. Das im Klettgau liegende, romantische Wangental bei Osterfingen war ursprünglich Riedland (Schilfgebiet) und nicht zur Kultivierung geeignet. Trotzdem versuchte man seit dem Mittelalter, das Land zu bepflanzen und die dort oft auftretenden Hochwasser mit Dämmen und Schleusen unter Kontrolle zu halten. Das gelang nie ganz, die Wiesen wurden immer wieder überflutet. So ist es bis heute - wegen des durchfeuchteten Bodens lässt sich das Wangental nur beschränkt kultivieren.
Biotop als Auffangbecken
Der Verein Wangental Natur Pur, der sich der Erhaltung des schönen und für die Fauna und Flora wichtigen hinteren Wangentals - auch Seewis genannt - verschrieben hat, initialisierte und plante den Bau eines grossen Biotops, das sowohl als Ausgleichsbecken für Hochwasser wie als Lebens- und Schutzraum sowie Brutplatz für Amphibien und Vögeln dienen soll.
Gestern fand der Spatenstich statt, zu dem alle Osterfinger Gemeinderäte erschienen sowie etliche Mitglieder des Vereins Wangental Natur Pur. «Ohne unsere Vereinsmitglieder und Sponsoren, die viel Kapital mobilisiert haben, wäre das Projekt gar nicht zu realisieren gewesen», erklärt
Adrian Stadelmann,
Vereinspräsident und Initiant. «Zudem haben uns die Gemeinde Osterfingen und meine Eltern das Land zur Verfügung gestellt. Die Stiftung Fonds Landschaft Schweiz hat auch einen grossen Anteil beigetragen und den Gesamtaushub finanziert.»
Die Seewis eignet sich gut für die Anlage mehrerer Weiher, die zeitweise oder ständig gefüllt sind. Der Untergrund dichtet natürlich ab, sodass das Wasser nicht sofort versickert. «Im Bereich des Baches Seegraben wird erst die Humusschicht entfernt und dann ein grosser Weiher ausgebaggert, der nach Möglichkeit immer Wasser führt», sagt Felix Külling, Bauverantwortlicher beim Verein Wangental Natur Pur. 
«Wo der See zu liegen kommt, sieht man an den auf der Wiese verteilten Holzstangen.» Bei Hochwasser überflute das Biotop das ganze Gebiet, bei Niedrigwasser nehme es nur einen kleinen Teil des Tals ein. «Wenn es regnet, müssen wir die Bauarbeiten unterbrechen», erklärt Felix Külling. «Das Gelände ist dann ein einziger Sumpf.» Neben dem Weiher werden mehrere kleine Teiche ausgehoben, die im Sommer austrocknen und die Vielfalt an Pflanzengemeinschaften und Tieren noch stärker fördern sollen.
Bäche werden verlegt
In einem weiteren Schritt wird der ins Wangental fliessende Ernstelbach vom Damm heruntergenommen und hinter dem Seedamm durchgeleitet. Dort kann er sich sein Bett selbst gestalten und es auch umformen. Zudem wird am Ufer des Ernstelbaches mit Kies und Steinblöcken ein Standort für Pionierpflanzen und -tiere geschaffen. Der Damm selbst wird mit dem für den See entfernten Erdreich erhöht und verstärkt. So können die Hochwasser die hinter dem Damm liegenden Felder nicht erreichen und überfluten.
Das Ausheben des Sees wird rund drei Wochen dauern; bis alle Bauarbeiten abgeschlossen sind, dürfte es Frühjahr werden. Im Anschluss wird das Gelände bepflanzt, damit in den nächsten Jahren eine üppige Oase entstehen kann. «Die budgetierten Gesamtkosten betragen rund 230 000 Franken, ein Betrag, der noch nicht gänzlich gedeckt ist, aber bis Bauende reichen sollte», sagt Adrian Stadelmann. «Dank günstigen Offerten der Firmen Hablützel Ernst und Co. AG und Wanner Tiefbau AG konnten die Kosten für den Aushub unter 100 000 Franken gehalten werden.»
Bild Bruno Bührer