Naturnaher Hochwasserschutz

Effizienter Naturschutz: Im Wangental soll ein Biotop entstehen, das gleichzeitig ein Ausgleichsbecken für Hochwasser ist.

29. August 2001
Schaffhauser Nachrichten

VON BARBARA ACHERMANN

«Wenn das Feld überschwemmt war, ging ich als Kind darauf Schlittschuhlaufen oder Bööteln», erinnert sich Adrian Stadelmann. Stadelmann ist Mitglied der Interessengruppe «Wangental - Natur pur», die sich zum Ziel gesetzt hat, eben dieses Feld, das Gelände «im See», in ein Hochwasserschutzbecken zu verwandeln, das gleichzeitig auch ein Biotop sein soll.

Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb die Interessengemeinschaft bestehend aus sieben Leuten - darunter eine Biologin und ein Umweltberater - genau dort mit ihrem Projekt die Artenvielfalt von Flora und Fauna fördern und einen Rastplatz für Zugvögel schaffen möchten: Das Gelände «im See» dient schon heute als Auffangbecken in Hochwassersituationen. Jeweils im Frühling, im Winter und bei starken Gewittern überschwemmen der Ernstelbach und der Landgrabenbach dieses Stück Land. Auch genügt der Ernsteldamm den heutigen Schutzansprüchen nicht mehr, er ist sanierungsbedürftig.
«Zudem ist das Gelände, das unter der Gemeinde Osterfingen, meinem Vater und einem Landwirt aus der Region aufgeteilt ist, für die Landwirtschaft wegen den zahlreichen Überschwemmungen nur schlecht nutzbar», sagte Stadelmann gegenüber den SN. Im Weiteren wurde bei Griessen ein Schutzdamm gebaut, der seine Funktion nur voll erfüllen kann, wenn bei Hochwasser die Wassermengen im hinteren Wangental wirksam zurückgehalten werden.

Zugänglich für die Bevölkerung
Nun möchte die Interessengemeinschaft den Ernstelbach so umleiten, dass das Gelände «im See» dauernd unter Wasser steht. In der Mitte des so entstehenden Tümpels soll eine Insel für bodenbrütende Zugvögel aufgeschüttet werden. Zudem ist es ihnen wichtig, dass das Gebiet für die Bevölkerung zugänglich ist und ihnen als Naherholungsgebiet dient. Deshalb planen sie einen begehbaren Steg mit Informationstafeln und Hinweisschildern, die die Biologin Gaby Uelinger erstellen wird.
Ein grosses Problem wäre jedoch die Laichwanderung der Frösche, die sich in diesem Tümpel ansiedeln würden. Entlang des Geländes «im See» verläuft nämlich die Hauptstrasse durchs Wangental. Bei der Laichwanderung würden ohne Schutzmassnahmen zahlreiche Frösche über-fahren. «Momentan sind wir mit verschiedenen Leuten im Gespräch um eine optimale Lösung zu finden. Eine Möglichkeit wäre, ein Mäuerchen zu bauen, damit die Laichwanderung gar nicht stattfindet», sagte Stadelmann.

Keine Kosten für die Gemeinde
Das Projekt soll hauptsächlich privat finanziert werden. Die Gemeinde Osterfingen würde ihren Anteil des Gebietes «im See» gratis zur Verfügung stellen. Die Interessengruppe will aber der Gemeinde keine Kosten verursachen. «Der Bund wird sicherlich einen Betrag beisteuern, doch wir hoffen vor allem auf private Spenden», sagte Stadelmann. Die Gruppe ist sich bewusst, dass sie mit ihrer Idee eine grosse Herausforderung antritt und hofft deshalb auf die Zustimmung der Bevölkerung.