Osterfingen: Der Verein «Wangental Natur Pur» will in vielen Bereichen aktiv Hand anlegen:

Biotop und nachhaltiger Hochwasserschutz im Wangental

26. Januar 2002
Klettgauer Zeitung

In Osterfingen will der neu gegründete Verein «Wangental Natur Pur» dafür sorgen dass im hinteren Wangental, im Gebiet «Im See» bald ein echter See liegt, der dem Gebietsnamen gerecht wird. Dazu wurde nicht nur der Verein gegründet, sondern auch eine erste Version des Projektes vorgestellt.

pd/tm. In einem kurzen Abriss wurde an der Gründungsversammlung die Entstehungsgeschichte des Projektes erzählt (wir berichteten). Der Zufall habe es so gewollt, dass junge Interessierte über einen Einfall gesprochen haben und alle Beteiligten rasch für die Idee zu begeistern gewesen waren. Weitere Leute sind dazugestossen und seit Mai des vergangenen Jahres trifft sich die Gruppe mindestens einmal im Monat zu einer Sitzung. Nachdem die Öffentlichkeit Ende Sommer das erste Mal über das Projekt informiert wurde, war es der logische nächste Schritt, den Trägerverein für das Projekt «Biotop und Hochwasserschutz im hinteren Wangental» ins Leben zu rufen.
Für die «Klettgauer Zeitung/Schaffhauserland» natürlich Grund genug, das ambitiöse Vorhaben des neuen Vereins konzeptionell etwas genauer zu
betrachten und der interessierten Bevölkerung näher vorzustellen.
Als Projektziele werden die ökologische Aufwertung des Tales, ein wirksamer Hochwasserschutz, die Förderung des Naherholungsgebietes Wangental und die Zugänglichkeit für die Bevölkerung genannt. Start soll im Januar des nächsten Jahres sein, vorausgesetzt, dass die Finanzierung von rund 220'000 Franken bis zu diesem Zeitpunkt praktisch sichergestellt ist. Gleichzeitig will man eng mit den Behörden und der Bevölkerung zusammenarbeiten sowie konstruktive Anregungen und Vorschläge, die in das Vorhaben einfliessen können, entgegennehmen. Bis zur ersten ordentlichen Generalversammlung im kommenden Jahr besteht der Vorstand aus den Mitgliedern der Projektgruppe. Im Falle einer Auflösung des Vereins wird das allfällig vorhandene Vermögen einer Organisation mit ähnlichen Zielsetzungen überge-ben. Das bisherige Interesse aus der Bevölkerung an der Gründungsversammlung und am Informationsabend war sehr erfreulich. Bleibt zu hoffen, dass bei diesem äusserst interessanten Projekt der Elan bei den Mitgliedern und Helfenden über Jahre hinweg erhalten bleibt, um damit die Ziele von «Wangental Natur Pur» zu erreichen.

Ausgangslage und Geographie

Im Grenzgebiet zwischen dem Jestetter Zipfel und dem Schaffhauser Klettgau liegt das in Ost West Richtung verlaufende Wangental. Es liegt auf dem Gemeindegebiet Osterfingen. Die Gemeinden Wilchingen, Baltersweil und Jestetten grenzen an. Das Wangental zählt zu den schönsten und interessantesten Tälern in der Region.

wnp./tm. Gletscherzungen und Gletscherbäche formten das Tal während und nach der Würmeiszeit. Die Römer legten bei den Osterfinger Quellen einen Gutshof und ein Bad an, das Kloster Rheinau züchtete in einem See Karpfen und die Ritter errichteten die Burg Radegg. Im späten Mittelalter wurde zum ersten Mal versucht, mit künstlichen Bachläufen und Schleusen das Riedland trocken zu legen und kulturfähig zu machen. Später wurden entlang der Seitenbäche Mühlen gebaut. Im 19. Jahrhundert war eine Eisenbahnlinie geplant und im letzten Jahrhundert der Bau einer Autobahn. Die Pläne wurden verworfen und das Wangental wurde ins Bundesinventar für schützenswerte Naturlandschaften und Heimatschutzobjekte aufgenommen.

Aktuelle Situation
Heute präsentiert sich das Tal als etwas vergessenes Wald und Wiesland. Eine Strasse mit grossem Pendlerverkehrsaufkommen führt von Osterfingen nach Jestetten. Auf deutscher Talseite ist ein Naturschutzgebiet ausgegrenzt und hinter dem Zoll (ebenfalls deutsche Seite) befindet sich mit dem «Wüsten See» ein wichtiges Laichgebiet für Amphibien. Beim Zoll liegt auch die Wasserscheide, wo der «Ättigrabenbach» den hintersten Talteil über deutsches Gebiet zum Rhein ent-wässert. Der Seegraben fliesst nach Westen durch das Wangental und schliesslich über die Wu-tach ebenfalls in den Rhein.

Biologische Situation
Im Frühling bleibt auf der Wiese oberhalb des Dammes lange Wasser liegen und der erste Schnitt kann erst spät im Jahr erfolgen, was sich in der niederen Qualität des Futters bemerkbar macht. Im Bereich der Wiesen befindet sich keine geschützte Pflanze. Eine Hecke auf dem Damm ist ein wichtiges Element im Tal. Sie stellt eine Verbindung zwischen den Waldrändern links und rechts des Tales her. Sie besteht weitgehend aus einheimischen Feldgehölzen, (Esche, Hasel, Pfaffenhütchen, Ahorn, Weissdorn etc.). Am südlichen Ende des Dammes steht ein einzelner grosser Weissdorn. Noch wurden keine umfassenden Untersuchungen über die vorhandenen Tierarten gemacht. Jedoch wurden im Frühjahr 2001 im überschwemmten Teil Laichballen gefunden, vermutlich vom Grasfrosch. Dieser Laich hatte keine Chance aufzukommen, da dieser Teil der Wiese rasch austrocknete. Während der Vegetationsaufnahmen wurden Mönchsgrasmücken, Singdrosseln und zwei Enten festgestellt. Ebenso wurde die Prachtlibelle und die Frühe Adonislibelle gesehen.

Hochwasserschutz Massnahmen
Nach starken Niederschlägen stehen die Wiesen oft tagelang unter Wasser. Das Land kann auf Grund des durchfeuchteten Bodens nur beschränkt kultiviert werden. Laich von Amphibien, welche während einer Regenperiode im überschwemmten Gebiet laichen, trocknet aus und stirbt ab. Der Hochwasserdamm wird durch den auf der Dammkrone fliessenden Ernstelbach stetig weiter geschwächt. Der Damm entspricht betreffend der Sicherheit und dem Hochwasserschutz nicht mehr den Anforderungen. Die Erneuerung des Dammes und der Schleuse lässt sich nicht mehr lange aufschieben.
Es bietet sich an, an Stelle einer konventionellen Korrektur eine ökologisch verträgliche, für die Landschaft wertvolle Lösung zu suchen. Die Schaffung eines Ausgleichsbeckens und Biotops kann die Hochwassersituation im Wangental entscheidend verbessern. Die Doppelfunktion trägt den Anforderungen an einen sicheren Hochwasserschutz, aber auch an eine zeitgemässe Lebensraumgestaltung Rechnung.

Das Wangental hat viele Ansprüche zu erfüllen. Es dient dem Pendlerverkehr als schnelle Verbindung Richtung Zürich, den Bauern als Kulturland und der Bevölkerung als Naherholungsgebiet.
Das Tal hat in seiner Geschichte schon immer vielen verschiedenen Ansprüchen Rechnung getragen und dies soll auch in Zukunft so sein und bleiben.

Angestrebte Ziele
Folgende Ziele werden mit dem Projekt der «Wangental Natur Pur» erreicht:
• Aufwertung des hinteren Wangentals zu einem ökologisch wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
• Wirksamer Schutz des vorderen Wangentals vor Überschwemmung.
• Werterhöhung des Wangentals als Naherholungsraum und Förderung des regionalen Tourismus.
• Zugänglichkeit für die Bevölkerung und Umwelterziehung mittels Beobachtungsposten (Hides) und Informationstafeln.


Massnahmen und Aktivitäten

Die zuvor aufgeführten Ziele werden mit nachstehenden Massnahmen und Aktivitäten erreicht:
• Planung und Bau eines Ausgleichbeckens mit Nass und Trockenbereichen als ökologisch wertvolles Biotop und Refugium für Fauna und Flora.
• Das Verstärken des Dammes und das Verlegen des Ernstelbaches aus der Dammkrone.
• Anlegen von Pfaden, Beobachtungsposten und Informationstafeln.
• Zweckmässige Infrastruktur und Verkehrsplanung (Sicherheit im Strassenbereich, Parkplätze).
• Sicherstellung der Finanzierung.

Die aktuelle Situationsskizze
Der vorgeschlagene Zeitplan der «Wangentalk Natur Pur» hat nachstehendes Aussehen: Planung des Ausgleichbeckens und Biotops im Mai 2002; das Sicherstellen der Finanzierung bis Oktober 2002; Baubeginn im Januar 2003; Aufbau Infrastruktur im März 2003; die Gestaltungsarbeiten im März 2003.
Erste grobe Kostenrechnungen sind gemacht. die Kosten für die Anlage werden sich auf rund 220'000 Franken belaufen. Die Planung verschiedener Projektteile ist noch in einer Phase die eine genaue Rechnung nicht zulässt. Namentlich bei den Massnahmen für die Amphibienwanderung und die Dammverstärkung könnte eine grössere Kostenänderung eintreten. Die Finanzierung des Projektes erfolgt zu einem grossen Teil durch Eigenmittel und Eigenleistung, aber auch durch Sponsoring. Im Weiteren wird mit einem Beitrag von Bund und Kanton gerechnet. Die Arbeiten werden erst in Angriff genommen, wenn die Finanzierung zu einem wesentlichen Teil gesichert ist.

Organisation durch Trägerverein
Das Projekt wird durch den Trägerverein «Wangental Natur Pur» ausgeführt. Dieser plant den Bau der Anlage, übernimmt die Bauherrschaft und organisiert die Finanzierung. Dabei zieht er, wo notwendig und möglich, Fachleute bei. Er arbeitet eng mit den Interessenvertretern, den Behörden und der Bevölkerung zusammen. Er organisiert den Unterhalt und die Pflege der Anlage. Ebenfalls zeichnet er für die Information der Bevölkerung und die Organisation von Publikumsführungen verantwortlich. Das Erreichen der Ziele wird mit Hilfe einer Projektevaluation sichergestellt. Die Auswertung und Bewertung erfolgt nach den nachstehenden Hauptkriterien und fragen:

• Haben sich in der Anlage Amphibien und Vögel niedergelassen?
• Dient sie diesen Tieren als Schutz und Rückzugsgebiet?
• Erfüllt das Ausgleichsbecken die Schutzfunktion gegen Hochwasser?
• Erfüllt das Gebiet die Anforderungen an ein Naherholungsgebiet?
• Konnte das Interesse der Bevölkerung geweckt und bewahrt werden?
• Ist die Infrastruktur ausreichend?

Grundlagen für die Evaluation sind Umfragen, Zählungen etc. Eine Dokumentation gibt nach Abschluss der Erstellungsarbeiten Einblick in die umfangreichen Arbeiten des Projektes. Die Erfahrungen, Probleme und Erfolge werden danach in einem ausführlichen Bericht festgehalten.

Das Wangental als Gebiet aufwerten

Bereits heute stellt das Gelände im hinteren Wangental, oberhalb es Ernsteldammes eine Art Pufferzone im Hochwasserfall dar. Die Wiesen in diesem Bereich können nur be-schränkt genutzt werden und werfen lediglich einen bescheidenen Ertrag ab. Andererseits handelt es sich aber auch nicht um ein biologisch «wertvolles», das heisst von seltener Fauna und Flora belebtes Gebiet.

Mit dem Projekt «Biotop und Hochwasserschutz im hinteren Wangental» will der Verein «Wangental Natur Pur» dieses Gebiet aufwerten und zu einem wertvollen Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen machen. Die Anlage setzt sich aus folgenden Elementen zusammen: Biotop und Ausgleichsbecken mit drei Zonen (Feucht , Trocken und Schwemmzone); Damm mit Schleuse; Ern-stelbach; Besucherführung; Verkehrsführung.

Biotop und Ausgleichsbecken
Das Gelände oberhalb des Ernsteldammes dient bereits heute als Flutgebiet bei Hochwasser. Die Wiesen bleiben im Frühling lange feucht oder stehen sogar unter Wasser. Sie bleiben in dieser Zeit unbefahrbar und können deshalb nicht intensiv genutzt werden. Der erste Schnitt kann erst relativ spät im Jahr erfolgen und die Futterqualität ist beschränkt. Auf den Wiesen können sich vor allem Pflanzen behaupten, die eine längere Überflutung ertragen. In den zwei Entwässerungsgräben dominieren feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. Im Seegraben, der das ganze Jahr Wasser führt, wachsen Sumpf und Wasserpflanzen. Das beschriebene Gebiet soll in drei Bereiche eingeteilt werden: Zone 1 mit ständiger Wasserfläche; Zone 2 mit zeitweiser Überflutung, vor allem im Früh-ling bei viel Niederschlag; Zone 3 mit maximalem Wasserstand, welcher als Auffangbecken bei Ausnahmehochwasser dienen soll.

Erforderliche Massnahmen
Zone 1: Stellenweises Ausbaggern der Wiese soll dauerhafte Wasserflächen schaffen. Dieser Bereich wird mit Lehm abgedichtet, um die Wasserversickerung zu verhindern. Ausserdem kann eine unbepflanzte Insel erstellt werden.
Zone 2: Entfernen der Humusschicht, Einbringen von Kies und Schuttgut verschiedener Qualitäten. Keine Bepflanzung, Selbstbegrünung, Pionierzone. Möglicherweise entwickelt sich eine Wiese darauf. Bedeckung mit Kies schafft magere, offene Bereiche.
Zone 3: Diese Zone kann mit einheimischen Sträuchern bepflanzt werden. Die bestehende Humus und Pflanzenschicht bleibt weitgehend bestehen.

Natürliche Talbodensperre
Der Damm sperrt den Talboden zwischen der Kantonsstrasse Nummer 71 im Norden und dem Grenzweg im Süden ab. Im Mittelbereich befindet sich die Schleuse. Der Damm entspricht weder in seiner Stärke noch Höhe den heutigen Anforderungen. Ebenfalls revisionsbedürftig ist der Schleusenbereich. Der Dammbereich nördlich der Schleuse ist mit Hecken bewachsen vor allem mit einheimischen Feldgehölzen. Zwischen der Schleuse und dem Grenzweg steht ein einzelner Weissdorn. Die Hecke stellt ein wichtiges Element im Tal dar, sie stellt eine Verbindung zwischen den Waldrändern links und rechts des Tales her und ist unbedingt zu erhalten oder wieder herzustellen. Folgende Arbeiten sind vorzusehen: Der Damm wird erhöht und verstärkt; die Schleuse wird erneuert und den neuen Verhältnissen angepasst.

Führung Ernstelbach
Der Ernstelbach unterquert von den nördlichen Seitenhängen kommend die Kantonsstrasse und fliesst anschliessend auf einer Länge von rund 40 Metern in der Dammkrone nach Süden, bevor er hinter den Damm geleitet wird und sich wenige Meter vor der Schleuse in den Seegraben ergiesst. Im Laufe der Zeit hat er sich immer tiefer in die Dammkrone eingegraben und so diesen zusätzlich geschwächt. Er ist unbedingt aus diesem Bereich zu entfernen und hinter den Damm zu leiten. Die Sanierung des Ernstelbachs kann in zwei Varianten erfolgen.

Variante A: Direktes Einleiten in den Seegraben nahe der Schleuse. Der Ernstelbach folgt dem Damm auf dessen Rückseite bis kurz vor der Schleuse, wo er in den Seegraben einfliesst und direkt durch die Schleuse geleitet wird.
Variante B.: Der Bach wird nach der Strassenunterführung in ein Geschiebesammelbecken geleitet, ähnlich des Beckens beim Austritt aus dem Tal. Anschliessend wird er dem Damm entlang in die ständig überflutete Zone geleitet. Dies allerdings nahe des Ausflusses des Seegrabens. Damit wird garantiert, dass der Seegraben unterhalb des Dammes immer über genügend Wasser verfügt. Das Sammelbecken kann nach Bedarf ausgebaggert werden.

Da das neue Feuchtgebiet öffentlich zugänglich gemacht werden soll, sind die Besucherströme zu kanalisieren. Damit soll für Tiere und Pflanzen ein möglichst ungestörtes natürliches Umfeld garantiert werden, damit sie vor negativen Einflüssen geschützt sind. Trotzdem wird dem Publikum die Beobachtung der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum ermöglicht. Die Besucherführung im Bereich südlich der Kantonsstrasse erfolgt über einen Steg, der dem Damm entlang zum nördli-chen Ufer des Biotops führt. Dort befindet sich die Beobachtungshütte (Hide), aus welcher die Tierwelt beobachtet werden kann, ohne diese zu stören. Der Steg ist in den sensiblen Bereichen seitlich mit einem Blickschutz versehen. Entlang des Steges geben Tafeln Informationen zu verschiedenen Pflanzen und Zonen des Feuchtgebietes. Das Gebiet ist allerdings nicht als Tummelplatz für Picknicktouristen gedacht. Entsprechende Massnahmen werden auch für diese Problematik eingeleitet.

Geschwindigkeitsreduktion
Die neue Anlage liegt neben einem gefährlichen Streckenabschnitt der vorbeiführenden Kantonsstrasse. Vom deutschen Zoll führt die Strasse in einer unübersichtlichen Kurve am Standort vorbei. Aus der Richtung des vorderen Wangentals behindern Hecken die Sicht. Zugleich liegt die Einfahrt der Zubringerstrasse zum Rossberg gegenüber der Anlage. Die bestmögliche Verkehrssicherheit kann mit zwei Varianten erreicht werden.

Variante A: Parkplätze werden südlich der Kantonsstrasse angelegt. Das Biotop kann dann direkt vom Parkplatz aus erreicht werden.
Variante B.: Das Publikum benützt die bestehenden Parkplätze seitlich der Zubringerstrasse zum Rossberg. Das Naturgebiet ist über eine Fussgängerbrücke, welche die Kantonsstrasse überquert, zu erreichen.

Beide Varianten trennen den Besucherstrom und den Durchgangsverkehr komplett. Trotzdem ist es in beiden Fällen unumgänglich, die Geschwindigkeit auf 60 km/h zu beschränken.

Für mehrere Weiher bestens geeignet

Die Seewis im hinteren Wangental wird auf der unteren Schmalseite vom Damm begrenzt, auf der nördlichen Längsseite von der Hauptstrasse und dem anschliessenden Wald, auf der südlichen Längsseite durch einen Feldweg (deutsche Grenze) und ebenfalls Wald sowie auf der oberen Schmalseite durch Ackerland. Der Damm ist mit einheimischen Sträuchern und Gehölzen bewachsen, entlang des Ernstelbaches auch mit feuchtigkeitsliebenden Hochstauden (zum Beispiel Filipendula ulmaria).

wnp./tm. Die Seewis wird vom Seegraben durchflossen, der nicht befestigt ist und keine feste Sohle besitzt. Er führt relativ viel Wasser und ist etwa eineinhalb Meter tief. Entlang des Baches findet man typische Feuchtgebietspflanzen wie Seggen, Binsen und Wasserminze. Die Wiese wird extensiv genutzt. Durch die vielen Überschwemmungen kann sie erst relativ spät im Jahr befahren werden. Die Feuchtigkeit macht sich auch im Pflanzenbewuchs bemerkbar: Stellenweise überwiegen Seggen, in kleinen Senken halten sich Binsen, welches auf dauernde Feuchtigkeit hinweist.

Die Zusammensetzung der Wiesenpflanzen weist keine besonderen Pflanzenarten auf. Gewisse Arten deuten jedoch auf relativ nährstoffarme und auf erhöhten Stellen zeitweise sehr trockene Verhältnisse hin (Briza media). Zwei Entwässerungsgräben leiten das Wasser zügig zum Ausfluss an der Schleuse. Deshalb bildet sich dort keine ständige Wasserfläche.

Die Seewis, die schon seit jeher als Überschwemmungszone gilt, eignet sich hervorragend für die Anlage mehrer Weiher mit zeitweise oder ständig vorhandenem Wasser. Der Untergrund scheint natürlicherweise abzudichten, so dass das Wasser nicht sofort versickert. Mit der Anlage mehrerer Weiher, eines grösseren im Bereich des Baches, drei bis vier kleinere in den Bereichen der Entwässerungsgräben, können attraktive Laichgewässer für Amphibien geschaffen werden. Das Schwergewicht der zu fördernden Arten liegt bei Kleinlebewesen (Libellen, Wasserinsekten etc.) und Amphibien (Grasfrosch, Erdkröte etc.). Es ist zu erwarten, dass sich auch feuchtigkeitsliebende Vögel (Sumpfrohrsänger, Nachtigall, Enten) ansiedeln könnten, dazu kann aber zu wenig gesagt werden, da es nicht darum geht, einen gefährdeten Bestand einer bestimmten Vogelart mit Lebensraumaufwertungen zu fördern.
Die Nähe zum deutschen Naturschutzgebiet «Wüster See» verspricht einen Austausch mit den dort vorhandenen und ansässigen Pflanzen und Tieren.

Zu ergreifende Massnahmen
1. Der Ernstelbach soll vom Damm heruntergenommen werden und hinter dem Seedamm ein neues Bett erhalten. Im Bereich dieses Baches kann mit Kies und Steinblöcken ein Pionierstandort geschaffen werden. Der Ernstelbach soll sich sein Bett gestalten und umformen dürfen.

2. Im Bereich des Seegrabens wird ein grosser Weiher ausgebaggert, welcher nach Möglichkeit immer Wasser führt. Bei Hochwasser wird er das gesamte Gebiet überfluten, bei Niedrigwasser jedoch nur einen kleinen Teil des Platzes einnehmen.

3. Besser ist es, mehrere kleine Teiche auszuheben als einen grossen. Dies fördert in viel stärkerem Mass die Vielfalt an unterschiedlichen Pflanzengemeinschaften und den damit verbundenen Tieren. Diese kleineren Tümpel werden wahrscheinlich über den Sommer austrocknen.

4. Was im Moment noch nicht geklärt ist, ist das Management der übrigen Fläche, das heisst, wie mit der Wiese umgegangen wird, welche bestehen bleibt. In Frage käme eine weiterhin exten-sive Schnittnutzung oder eine zeitweise Beweidung (Galloways, schottische Hochlandrinder, normale Rinder etc.).

Erfolgskontrolle
Mit der Anlage eines Feuchtgebiets ist es natürlich noch nicht getan. Im Anschluss muss unbedingt eine Evaluation des Erfolges gemacht werden, um überprüfen zu können, ob die Ziele des Vereins «Wangental Natur pur» erreicht worden sind. So können auch Fehlentwicklungen festgestellt und rechtzeitig korrigiert werden.