In Osterfingen will der neu gegründete Verein
«Wangental Natur Pur» dafür sorgen dass im hinteren Wangental,
im Gebiet «Im See» bald ein echter See liegt, der dem Gebietsnamen
gerecht wird. Dazu wurde nicht nur der Verein gegründet, sondern
auch eine erste Version des Projektes vorgestellt.
pd/tm. In einem kurzen Abriss wurde an der Gründungsversammlung
die Entstehungsgeschichte des Projektes erzählt (wir berichteten).
Der Zufall habe es so gewollt, dass junge Interessierte über einen
Einfall gesprochen haben und alle Beteiligten rasch für die Idee
zu begeistern gewesen waren. Weitere Leute sind dazugestossen und seit
Mai des vergangenen Jahres trifft sich die Gruppe mindestens einmal im
Monat zu einer Sitzung. Nachdem die Öffentlichkeit Ende Sommer das
erste Mal über das Projekt informiert wurde, war es der logische
nächste Schritt, den Trägerverein für das Projekt «Biotop
und Hochwasserschutz im hinteren Wangental» ins Leben zu rufen.
Für die «Klettgauer Zeitung/Schaffhauserland»
natürlich Grund genug, das ambitiöse Vorhaben des neuen Vereins
konzeptionell etwas genauer zu
betrachten und der interessierten Bevölkerung näher vorzustellen.
Als Projektziele werden die ökologische Aufwertung des Tales, ein
wirksamer Hochwasserschutz, die Förderung des Naherholungsgebietes
Wangental und die Zugänglichkeit für die Bevölkerung genannt.
Start soll im Januar des nächsten Jahres sein, vorausgesetzt, dass
die Finanzierung von rund 220'000 Franken bis zu diesem Zeitpunkt praktisch
sichergestellt ist. Gleichzeitig will man eng mit den Behörden und
der Bevölkerung zusammenarbeiten sowie konstruktive Anregungen und
Vorschläge, die in das Vorhaben einfliessen können, entgegennehmen.
Bis zur ersten ordentlichen Generalversammlung im kommenden Jahr besteht
der Vorstand aus den Mitgliedern der Projektgruppe. Im Falle einer Auflösung
des Vereins wird das allfällig vorhandene Vermögen einer Organisation
mit ähnlichen Zielsetzungen überge-ben. Das bisherige Interesse
aus der Bevölkerung an der Gründungsversammlung und am Informationsabend
war sehr erfreulich. Bleibt zu hoffen, dass bei diesem äusserst interessanten
Projekt der Elan bei den Mitgliedern und Helfenden über Jahre hinweg
erhalten bleibt, um damit die Ziele von «Wangental Natur Pur»
zu erreichen.
Ausgangslage und Geographie
Im Grenzgebiet zwischen dem Jestetter Zipfel und
dem Schaffhauser Klettgau liegt das in Ost West Richtung verlaufende Wangental.
Es liegt auf dem Gemeindegebiet Osterfingen. Die Gemeinden Wilchingen,
Baltersweil und Jestetten grenzen an. Das Wangental zählt zu den
schönsten und interessantesten Tälern in der Region.
wnp./tm. Gletscherzungen und Gletscherbäche formten das Tal während
und nach der Würmeiszeit. Die Römer legten bei den Osterfinger
Quellen einen Gutshof und ein Bad an, das Kloster Rheinau züchtete
in einem See Karpfen und die Ritter errichteten die Burg Radegg. Im späten
Mittelalter wurde zum ersten Mal versucht, mit künstlichen Bachläufen
und Schleusen das Riedland trocken zu legen und kulturfähig zu machen.
Später wurden entlang der Seitenbäche Mühlen gebaut. Im
19. Jahrhundert war eine Eisenbahnlinie geplant und im letzten Jahrhundert
der Bau einer Autobahn. Die Pläne wurden verworfen und das Wangental
wurde ins Bundesinventar für schützenswerte Naturlandschaften
und Heimatschutzobjekte aufgenommen.
Aktuelle Situation
Heute präsentiert sich das Tal als etwas vergessenes Wald und Wiesland.
Eine Strasse mit grossem Pendlerverkehrsaufkommen führt von Osterfingen
nach Jestetten. Auf deutscher Talseite ist ein Naturschutzgebiet ausgegrenzt
und hinter dem Zoll (ebenfalls deutsche Seite) befindet sich mit dem «Wüsten
See» ein wichtiges Laichgebiet für Amphibien. Beim Zoll liegt
auch die Wasserscheide, wo der «Ättigrabenbach» den hintersten
Talteil über deutsches Gebiet zum Rhein ent-wässert. Der Seegraben
fliesst nach Westen durch das Wangental und schliesslich über die
Wu-tach ebenfalls in den Rhein.
Biologische Situation
Im Frühling bleibt auf der Wiese oberhalb des Dammes lange Wasser
liegen und der erste Schnitt kann erst spät im Jahr erfolgen, was
sich in der niederen Qualität des Futters bemerkbar macht. Im Bereich
der Wiesen befindet sich keine geschützte Pflanze. Eine Hecke auf
dem Damm ist ein wichtiges Element im Tal. Sie stellt eine Verbindung
zwischen den Waldrändern links und rechts des Tales her. Sie besteht
weitgehend aus einheimischen Feldgehölzen, (Esche, Hasel, Pfaffenhütchen,
Ahorn, Weissdorn etc.). Am südlichen Ende des Dammes steht ein einzelner
grosser Weissdorn. Noch wurden keine umfassenden Untersuchungen über
die vorhandenen Tierarten gemacht. Jedoch wurden im Frühjahr 2001
im überschwemmten Teil Laichballen gefunden, vermutlich vom Grasfrosch.
Dieser Laich hatte keine Chance aufzukommen, da dieser Teil der Wiese
rasch austrocknete. Während der Vegetationsaufnahmen wurden Mönchsgrasmücken,
Singdrosseln und zwei Enten festgestellt. Ebenso wurde die Prachtlibelle
und die Frühe Adonislibelle gesehen.
Hochwasserschutz Massnahmen
Nach starken Niederschlägen stehen die Wiesen oft tagelang unter
Wasser. Das Land kann auf Grund des durchfeuchteten Bodens nur beschränkt
kultiviert werden. Laich von Amphibien, welche während einer Regenperiode
im überschwemmten Gebiet laichen, trocknet aus und stirbt ab. Der
Hochwasserdamm wird durch den auf der Dammkrone fliessenden Ernstelbach
stetig weiter geschwächt. Der Damm entspricht betreffend der Sicherheit
und dem Hochwasserschutz nicht mehr den Anforderungen. Die Erneuerung
des Dammes und der Schleuse lässt sich nicht mehr lange aufschieben.
Es bietet sich an, an Stelle einer konventionellen Korrektur eine ökologisch
verträgliche, für die Landschaft wertvolle Lösung zu suchen.
Die Schaffung eines Ausgleichsbeckens und Biotops kann die Hochwassersituation
im Wangental entscheidend verbessern. Die Doppelfunktion trägt den
Anforderungen an einen sicheren Hochwasserschutz, aber auch an eine zeitgemässe
Lebensraumgestaltung Rechnung.
Das Wangental hat viele Ansprüche zu erfüllen. Es dient dem
Pendlerverkehr als schnelle Verbindung Richtung Zürich, den Bauern
als Kulturland und der Bevölkerung als Naherholungsgebiet.
Das Tal hat in seiner Geschichte schon immer vielen verschiedenen Ansprüchen
Rechnung getragen und dies soll auch in Zukunft so sein und bleiben.
Angestrebte Ziele
Folgende Ziele werden mit dem Projekt der «Wangental Natur Pur»
erreicht:
• Aufwertung des hinteren Wangentals zu einem ökologisch wertvollen
Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
• Wirksamer Schutz des vorderen Wangentals vor Überschwemmung.
• Werterhöhung des Wangentals als Naherholungsraum und Förderung
des regionalen Tourismus.
• Zugänglichkeit für die Bevölkerung und Umwelterziehung
mittels Beobachtungsposten (Hides) und Informationstafeln.
Massnahmen und Aktivitäten
Die zuvor aufgeführten Ziele werden mit nachstehenden Massnahmen
und Aktivitäten erreicht:
• Planung und Bau eines Ausgleichbeckens mit Nass und Trockenbereichen
als ökologisch wertvolles Biotop und Refugium für Fauna und
Flora.
• Das Verstärken des Dammes und das Verlegen des Ernstelbaches
aus der Dammkrone.
• Anlegen von Pfaden, Beobachtungsposten und Informationstafeln.
• Zweckmässige Infrastruktur und Verkehrsplanung (Sicherheit
im Strassenbereich, Parkplätze).
• Sicherstellung der Finanzierung.
Die aktuelle Situationsskizze
Der vorgeschlagene Zeitplan der «Wangentalk Natur Pur» hat
nachstehendes Aussehen: Planung des Ausgleichbeckens und Biotops im Mai
2002; das Sicherstellen der Finanzierung bis Oktober 2002; Baubeginn im
Januar 2003; Aufbau Infrastruktur im März 2003; die Gestaltungsarbeiten
im März 2003.
Erste grobe Kostenrechnungen sind gemacht. die Kosten für die Anlage
werden sich auf rund 220'000 Franken belaufen. Die Planung verschiedener
Projektteile ist noch in einer Phase die eine genaue Rechnung nicht zulässt.
Namentlich bei den Massnahmen für die Amphibienwanderung und die
Dammverstärkung könnte eine grössere Kostenänderung
eintreten. Die Finanzierung des Projektes erfolgt zu einem grossen Teil
durch Eigenmittel und Eigenleistung, aber auch durch Sponsoring. Im Weiteren
wird mit einem Beitrag von Bund und Kanton gerechnet. Die Arbeiten werden
erst in Angriff genommen, wenn die Finanzierung zu einem wesentlichen
Teil gesichert ist.
Organisation durch Trägerverein
Das Projekt wird durch den Trägerverein «Wangental Natur Pur»
ausgeführt. Dieser plant den Bau der Anlage, übernimmt die Bauherrschaft
und organisiert die Finanzierung. Dabei zieht er, wo notwendig und möglich,
Fachleute bei. Er arbeitet eng mit den Interessenvertretern, den Behörden
und der Bevölkerung zusammen. Er organisiert den Unterhalt und die
Pflege der Anlage. Ebenfalls zeichnet er für die Information der
Bevölkerung und die Organisation von Publikumsführungen verantwortlich.
Das Erreichen der Ziele wird mit Hilfe einer Projektevaluation sichergestellt.
Die Auswertung und Bewertung erfolgt nach den nachstehenden Hauptkriterien
und fragen:
• Haben sich in der Anlage Amphibien und Vögel niedergelassen?
• Dient sie diesen Tieren als Schutz und Rückzugsgebiet?
• Erfüllt das Ausgleichsbecken die Schutzfunktion gegen Hochwasser?
• Erfüllt das Gebiet die Anforderungen an ein Naherholungsgebiet?
• Konnte das Interesse der Bevölkerung geweckt und bewahrt
werden?
• Ist die Infrastruktur ausreichend?
Grundlagen für die Evaluation sind Umfragen, Zählungen etc.
Eine Dokumentation gibt nach Abschluss der Erstellungsarbeiten Einblick
in die umfangreichen Arbeiten des Projektes. Die Erfahrungen, Probleme
und Erfolge werden danach in einem ausführlichen Bericht festgehalten.
Das Wangental als Gebiet aufwerten
Bereits heute stellt das Gelände im hinteren
Wangental, oberhalb es Ernsteldammes eine Art Pufferzone im Hochwasserfall
dar. Die Wiesen in diesem Bereich können nur be-schränkt genutzt
werden und werfen lediglich einen bescheidenen Ertrag ab. Andererseits
handelt es sich aber auch nicht um ein biologisch «wertvolles»,
das heisst von seltener Fauna und Flora belebtes Gebiet.
Mit dem Projekt «Biotop und Hochwasserschutz im hinteren Wangental»
will der Verein «Wangental Natur Pur» dieses Gebiet aufwerten
und zu einem wertvollen Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen
machen. Die Anlage setzt sich aus folgenden Elementen zusammen: Biotop
und Ausgleichsbecken mit drei Zonen (Feucht , Trocken und Schwemmzone);
Damm mit Schleuse; Ern-stelbach; Besucherführung; Verkehrsführung.
Biotop und Ausgleichsbecken
Das Gelände oberhalb des Ernsteldammes dient bereits heute als Flutgebiet
bei Hochwasser. Die Wiesen bleiben im Frühling lange feucht oder
stehen sogar unter Wasser. Sie bleiben in dieser Zeit unbefahrbar und
können deshalb nicht intensiv genutzt werden. Der erste Schnitt kann
erst relativ spät im Jahr erfolgen und die Futterqualität ist
beschränkt. Auf den Wiesen können sich vor allem Pflanzen behaupten,
die eine längere Überflutung ertragen. In den zwei Entwässerungsgräben
dominieren feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. Im Seegraben, der das ganze
Jahr Wasser führt, wachsen Sumpf und Wasserpflanzen. Das beschriebene
Gebiet soll in drei Bereiche eingeteilt werden: Zone 1 mit ständiger
Wasserfläche; Zone 2 mit zeitweiser Überflutung, vor allem im
Früh-ling bei viel Niederschlag; Zone 3 mit maximalem Wasserstand,
welcher als Auffangbecken bei Ausnahmehochwasser dienen soll.
Erforderliche Massnahmen
Zone 1: Stellenweises Ausbaggern der Wiese soll dauerhafte Wasserflächen
schaffen. Dieser Bereich wird mit Lehm abgedichtet, um die Wasserversickerung
zu verhindern. Ausserdem kann eine unbepflanzte Insel erstellt werden.
Zone 2: Entfernen der Humusschicht, Einbringen von Kies und Schuttgut
verschiedener Qualitäten. Keine Bepflanzung, Selbstbegrünung,
Pionierzone. Möglicherweise entwickelt sich eine Wiese darauf. Bedeckung
mit Kies schafft magere, offene Bereiche.
Zone 3: Diese Zone kann mit einheimischen Sträuchern bepflanzt werden.
Die bestehende Humus und Pflanzenschicht bleibt weitgehend bestehen.
Natürliche Talbodensperre
Der Damm sperrt den Talboden zwischen der Kantonsstrasse Nummer 71 im
Norden und dem Grenzweg im Süden ab. Im Mittelbereich befindet sich
die Schleuse. Der Damm entspricht weder in seiner Stärke noch Höhe
den heutigen Anforderungen. Ebenfalls revisionsbedürftig ist der
Schleusenbereich. Der Dammbereich nördlich der Schleuse ist mit Hecken
bewachsen vor allem mit einheimischen Feldgehölzen. Zwischen der
Schleuse und dem Grenzweg steht ein einzelner Weissdorn. Die Hecke stellt
ein wichtiges Element im Tal dar, sie stellt eine Verbindung zwischen
den Waldrändern links und rechts des Tales her und ist unbedingt
zu erhalten oder wieder herzustellen. Folgende Arbeiten sind vorzusehen:
Der Damm wird erhöht und verstärkt; die Schleuse wird erneuert
und den neuen Verhältnissen angepasst.
Führung Ernstelbach
Der Ernstelbach unterquert von den nördlichen Seitenhängen kommend
die Kantonsstrasse und fliesst anschliessend auf einer Länge von
rund 40 Metern in der Dammkrone nach Süden, bevor er hinter den Damm
geleitet wird und sich wenige Meter vor der Schleuse in den Seegraben
ergiesst. Im Laufe der Zeit hat er sich immer tiefer in die Dammkrone
eingegraben und so diesen zusätzlich geschwächt. Er ist unbedingt
aus diesem Bereich zu entfernen und hinter den Damm zu leiten. Die Sanierung
des Ernstelbachs kann in zwei Varianten erfolgen.
Variante A: Direktes Einleiten in den
Seegraben nahe der Schleuse. Der Ernstelbach folgt dem Damm auf dessen
Rückseite bis kurz vor der Schleuse, wo er in den Seegraben einfliesst
und direkt durch die Schleuse geleitet wird.
Variante B.: Der Bach wird nach der
Strassenunterführung in ein Geschiebesammelbecken geleitet, ähnlich
des Beckens beim Austritt aus dem Tal. Anschliessend wird er dem Damm
entlang in die ständig überflutete Zone geleitet. Dies allerdings
nahe des Ausflusses des Seegrabens. Damit wird garantiert, dass der Seegraben
unterhalb des Dammes immer über genügend Wasser verfügt.
Das Sammelbecken kann nach Bedarf ausgebaggert werden.
Da das neue Feuchtgebiet öffentlich zugänglich gemacht werden
soll, sind die Besucherströme zu kanalisieren. Damit soll für
Tiere und Pflanzen ein möglichst ungestörtes natürliches
Umfeld garantiert werden, damit sie vor negativen Einflüssen geschützt
sind. Trotzdem wird dem Publikum die Beobachtung der Tiere in ihrem natürlichen
Lebensraum ermöglicht. Die Besucherführung im Bereich südlich
der Kantonsstrasse erfolgt über einen Steg, der dem Damm entlang
zum nördli-chen Ufer des Biotops führt. Dort befindet sich die
Beobachtungshütte (Hide), aus welcher die Tierwelt beobachtet werden
kann, ohne diese zu stören. Der Steg ist in den sensiblen Bereichen
seitlich mit einem Blickschutz versehen. Entlang des Steges geben Tafeln
Informationen zu verschiedenen Pflanzen und Zonen des Feuchtgebietes.
Das Gebiet ist allerdings nicht als Tummelplatz für Picknicktouristen
gedacht. Entsprechende Massnahmen werden auch für diese Problematik
eingeleitet.
Geschwindigkeitsreduktion
Die neue Anlage liegt neben einem gefährlichen Streckenabschnitt
der vorbeiführenden Kantonsstrasse. Vom deutschen Zoll führt
die Strasse in einer unübersichtlichen Kurve am Standort vorbei.
Aus der Richtung des vorderen Wangentals behindern Hecken die Sicht. Zugleich
liegt die Einfahrt der Zubringerstrasse zum Rossberg gegenüber der
Anlage. Die bestmögliche Verkehrssicherheit kann mit zwei Varianten
erreicht werden.
Variante A: Parkplätze werden südlich der Kantonsstrasse angelegt.
Das Biotop kann dann direkt vom Parkplatz aus erreicht werden.
Variante B.: Das Publikum benützt die bestehenden Parkplätze
seitlich der Zubringerstrasse zum Rossberg. Das Naturgebiet ist über
eine Fussgängerbrücke, welche die Kantonsstrasse überquert,
zu erreichen.
Beide Varianten trennen den Besucherstrom und den Durchgangsverkehr komplett.
Trotzdem ist es in beiden Fällen unumgänglich, die Geschwindigkeit
auf 60 km/h zu beschränken.
Für mehrere Weiher bestens geeignet
Die Seewis im hinteren Wangental wird auf der unteren
Schmalseite vom Damm begrenzt, auf der nördlichen Längsseite
von der Hauptstrasse und dem anschliessenden Wald, auf der südlichen
Längsseite durch einen Feldweg (deutsche Grenze) und ebenfalls Wald
sowie auf der oberen Schmalseite durch Ackerland. Der Damm ist mit einheimischen
Sträuchern und Gehölzen bewachsen, entlang des Ernstelbaches
auch mit feuchtigkeitsliebenden Hochstauden (zum Beispiel Filipendula
ulmaria).
wnp./tm. Die Seewis wird vom Seegraben durchflossen, der nicht befestigt
ist und keine feste Sohle besitzt. Er führt relativ viel Wasser und
ist etwa eineinhalb Meter tief. Entlang des Baches findet man typische
Feuchtgebietspflanzen wie Seggen, Binsen und Wasserminze. Die Wiese wird
extensiv genutzt. Durch die vielen Überschwemmungen kann sie erst
relativ spät im Jahr befahren werden. Die Feuchtigkeit macht sich
auch im Pflanzenbewuchs bemerkbar: Stellenweise überwiegen Seggen,
in kleinen Senken halten sich Binsen, welches auf dauernde Feuchtigkeit
hinweist.
Die Zusammensetzung der Wiesenpflanzen weist keine besonderen Pflanzenarten
auf. Gewisse Arten deuten jedoch auf relativ nährstoffarme und auf
erhöhten Stellen zeitweise sehr trockene Verhältnisse hin (Briza
media). Zwei Entwässerungsgräben leiten das Wasser zügig
zum Ausfluss an der Schleuse. Deshalb bildet sich dort keine ständige
Wasserfläche.
Die Seewis, die schon seit jeher als Überschwemmungszone gilt, eignet
sich hervorragend für die Anlage mehrer Weiher mit zeitweise oder
ständig vorhandenem Wasser. Der Untergrund scheint natürlicherweise
abzudichten, so dass das Wasser nicht sofort versickert. Mit der Anlage
mehrerer Weiher, eines grösseren im Bereich des Baches, drei bis
vier kleinere in den Bereichen der Entwässerungsgräben, können
attraktive Laichgewässer für Amphibien geschaffen werden. Das
Schwergewicht der zu fördernden Arten liegt bei Kleinlebewesen (Libellen,
Wasserinsekten etc.) und Amphibien (Grasfrosch, Erdkröte etc.). Es
ist zu erwarten, dass sich auch feuchtigkeitsliebende Vögel (Sumpfrohrsänger,
Nachtigall, Enten) ansiedeln könnten, dazu kann aber zu wenig gesagt
werden, da es nicht darum geht, einen gefährdeten Bestand einer bestimmten
Vogelart mit Lebensraumaufwertungen zu fördern.
Die Nähe zum deutschen Naturschutzgebiet «Wüster See»
verspricht einen Austausch mit den dort vorhandenen und ansässigen
Pflanzen und Tieren.
Zu ergreifende Massnahmen
1. Der Ernstelbach soll vom Damm heruntergenommen werden und hinter dem
Seedamm ein neues Bett erhalten. Im Bereich dieses Baches kann mit Kies
und Steinblöcken ein Pionierstandort geschaffen werden. Der Ernstelbach
soll sich sein Bett gestalten und umformen dürfen.
2. Im Bereich des Seegrabens wird ein grosser Weiher ausgebaggert, welcher
nach Möglichkeit immer Wasser führt. Bei Hochwasser wird er
das gesamte Gebiet überfluten, bei Niedrigwasser jedoch nur einen
kleinen Teil des Platzes einnehmen.
3. Besser ist es, mehrere kleine Teiche auszuheben als einen grossen.
Dies fördert in viel stärkerem Mass die Vielfalt an unterschiedlichen
Pflanzengemeinschaften und den damit verbundenen Tieren. Diese kleineren
Tümpel werden wahrscheinlich über den Sommer austrocknen.
4. Was im Moment noch nicht geklärt ist, ist das Management der
übrigen Fläche, das heisst, wie mit der Wiese umgegangen wird,
welche bestehen bleibt. In Frage käme eine weiterhin exten-sive Schnittnutzung
oder eine zeitweise Beweidung (Galloways, schottische Hochlandrinder,
normale Rinder etc.).
Erfolgskontrolle
Mit der Anlage eines Feuchtgebiets ist es natürlich noch nicht getan.
Im Anschluss muss unbedingt eine Evaluation des Erfolges gemacht werden,
um überprüfen zu können, ob die Ziele des Vereins «Wangental
Natur pur» erreicht worden sind. So können auch Fehlentwicklungen
festgestellt und rechtzeitig korrigiert werden.
|