2. Februar 2002, Landbote

STREIT WEGEN TRANSIT VON SCHWEIZER LASTWAGEN

Grenzsperre sorgt im Klettgau für Empörung

Der Landkreis Waldshut hat ein Strassenstück an der Landesgrenze für Camions gesperrt, um sich gegen den gestiegenen Schwerverkehr aus der Schweiz zu wehren. Die Sperrung erregt im Klettgau die Gemüter.

CHRISTA EDLIN

SCHAFFHAUSEN. Süddeutschland hat nicht nur genug vom Fluglärm, sondern auch vom grenz-überschreitenden Schweizer Lastwagenverkehr. Dieser hat auf der Strecke Eglisau via Grenz-übergang Bühl/Wil nach Erzingen massiv zugenommen, weil Lastwagen der Rafzer Kies und Recycling AG einen grossen Teil des Aushubs der ETH-Baustelle auf dem Hönggerberg auf der kürzesten Strecke zur Deponie im Schaffhauser Wilchingen fahren. «Es geht nicht an, dass wir die wirtschaftlichen Nachteile tragen und der Schweizer Unternehmer von den wirtschaftlichen Vortei-len profitiert», sagt Volker Jungmann, der Bürgermeister der deutschen Gemeinde Klettgau. Die 1100 Meter lange Strecke vom Zollamt Wil zur deutschen Ortschaft Bühl sei viel zu schmal für den Schwerverkehr und weise massive Schäden auf. Auf Antrag des Strassenbauamtes Bad Säckin-gen erliess das Landratsamt Waldshut per 1. Februar auf dieser Strecke ein Fahrverbot für Fahr-zeuge mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht. «Damit sollen weitere ausserordentliche Schäden an der Fahrbahn der Landstrasse verhütet werden», begründet das Landratsamt die Beschränkung.
Die Lastwagen der Kies und Recycling AG müssen somit einen Umweg via das deutsche Jestetten und das Wangental fahren. Womit Geschäftsführer Thomas Häberle allerdings «leben kann». Interessant sind die längeren Fahrten für das Unternehmen gleichwohl, da die Firma Hablützel in Wilchingen Aushub zu wesentlich günstigeren Preisen in ihrer ehemaligen Kiesgrube zwecks Renaturierung deponiert als die Deponien im Rafzerfeld. Häberle musste bei der Oberzolldirektion eine Sonderbewilligung einholen, damit die 50 bis 60 Fahrzeuge das vor einem Jahr geschlossene Zollamt Wangental passieren können.
Im unteren Schaffhauser Klettgau erregt die Lastwagensperrung die Gemüter. Zahlreiche Unter-nehmer und Politiker fühlen sich durch die Massnahme diskriminiert wie etwa Grossratspräsident Rudolf Hauser (svp). Es gelte, einen Rückfall ins Mittelalter, in die Zeit der Strassenzölle und We-gelagerer, zu verhindern. Auch der Wilchinger Gemeindepräsident Hans-Rudolf Meier beurteilt die Sperrung des für das untere Klettgau wichtigen Transitweges in den Raum Zürich als unzumutbare Beeinträchtigung. Der freie Warentransport sei gravierend eingeschränkt. Meier versucht mit Ge-sprächen der direkt Beteiligten am Runden Tisch zu einer «pragmatischen Lösung» zu kommen, die die deutschen Behörden bewegen könnte, die Massnahme wieder aufzuheben.