Fast alltägliche Mordfälle

(Bericht von Hans-Caspar Ryser in den Schaffhauser Nachrichten vom Samstag 27.03.10)

Susy Schmid Trotz Mord und Totschlag versprüht die Krimiautorin bei der Lesung Schalk,
Humor und Lebensfreude. (Bild ASTPic)

Praktisch am Tatort, nämlich im Gasthaus Rossberghof, las Krimiautorin Susy Schmid aus ihrem Jestetter Bohnerzkrimi «Bissig» sowie aus weiteren Kriminalgeschichten.

Die Frage, ob alle anwesenden Zuhörer «Alemannisch» verstehen würden, stellte die begnadete Krimi-autorin Susy Schmid an den Beginn ihrer Lesung. Selbstverständlich ist die Schweizer Mundart auch für die Zuhörer aus der angrenzenden Region Jestetten gut verständlich. Und das war nicht ganz unwesentlich, denn Susy Schmid hielt sich bei den Einführungen zu den vorgelesenen Buchpassagen konsequent an ihren waschechten, breiten Aargauer Dialekt. Auch wenn die Lesung dann in Hochdeutsch mit schweizerischem Akzent erfolgte, erhielt das Ganze eine typisch schweizerische Authentizität. Den Einstieg zu ihren Kriminalgeschichten machte Susy Schmid nicht mit dem Bohnerzkrimi, sondern mit dem Krimiroman «Die Himmelskönigin».

Evi Gygax, die Hauptprotagonisten vieler Krimis von ihr, kommt nach sechs Monaten von ihrer Indienreise zurück ins Dorf Hölibach. Sie bleibt ein paar Tage bei ihren Eltern, die gegenüber der Kirche wohnen. Bevor sie an diesem Morgen zu ihnen geht, führt ihr Weg sie in die St.-Agnes-Kirche. Vor den Stufen zum Altar findet sie den Pfarrer Theodor Ursprung in einer Blutlache. Noch einmal bewegt er die Augen, blickt auf und stirbt. Evi wankt raus und informiert die Polizei. Doch da deren Ermittlungen eher kontraproduktiv verlaufen, entschliesst sich Evi, aus ihren Erinnerungen und den Ereignissen heraus dem Fall selbst nachzuspüren. Dies umso mehr, als sie angeblich die Geliebte des Pastors war ... Nicht weniger spannend geht es im Krimi «Das Wüste lebt» zu und her. Im Zelt einer Schweizer Reisegruppe mitten in der marokkanischen Wüste duftet es nach Speck und Sauerkraut. Beatrice Gebhardt liegt tot im Zelt, und Evi Gygax kocht zum Trost für alle Berner Platte. Evi, die vor drei Jahren in der Kirche ihres Heimatorts Hölibach über eine Leiche gestrauchelt ist, ist jetzt als Köchin für die Schweizer Reisegruppe tätig und muss bereits wieder ermitteln – oder doch nicht? Mit der Criminale-Anthologie «Bissig», dem Jestetter Bohnerzkrimi, gelangte Susy Schmid zum Höhepunkt des Abends. Diese eigens für die länderübergreifenden Criminale-Lesungen des vergangenen Jahres verfasste Geschichte fusst auf dem historischen Kriminalfall «Urgicht» um Jeremias Werckmeister aus Jestetten sowie der von Susy Schmid verfassten Kriminalgeschichte im Gebiet der Wilchinger Bohn- erzlöcher. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich stehen diese beiden Kriminalfälle aus der Region in einem reizvollen Kontrast. In beiden Geschichten geht es um eine vermeintliche Beziehungsaffäre, aus der eine Schwangerschaft resultiert. Unter den rivalisierenden Liebhabern kommt es zum Totschlag. Im Unterschied zum historischen Kriminalfall ist die umworbene Frau aber weder schwanger noch getötet worden. Ein Trugschluss, der den Mörder nicht gross berührt ... (Ry.)