von Otto Uehlinger

Vor villne hundert Johre ischt hooch über em Wangetaal, uf em Rossbärg bi Ooschterfinge, e schtolzi Ritterburg gschtande: dRadegg. Hütt gsiet me dervo blooss no e par aalti, verfallni Muure. De Waald ischt über si dure gwachse. Fore, Mählbeeri und Äbhäu schlönd iri Wuurzle zwüsched d Schtää. Do und dört bröcklet an ab und polderet in Burggrabe abe, oder er gumpet i wilde Sätze dRadeggerhaalde durab. Und es wüürt emol e Ziit choo, wo me nümme gsiet, da do emol Mäntsche ghuuset händ. Dänn hät de Waald e Ghäimniss meh zom Hüete.

Z Ooschterfinge verzelled di aalte Lüüt e sältsaami Gschicht:

Lang, lang isch es häär. Do hät uf der Radegg en härrische, schtriitbaare Ritter gregiert. Es ischt doo e schwääri Ziit gsii: mit em Rittertum isch es zÄnd ggange, und Soorge und Noot händ mit irne magere Fingere baald i jedi Ritterburg ieglanget. De Ritter Diethelm hät mängsmol nid gwüsst, wie-n-er siini groossi Famili söl durebringe. Sibe Buebe hät er ghaa, e ganzi Schnuer voll, derzue Chnächt und Mägd. Siini Frau, e frommi gueti Seel, hät efange allpott irem Maa möse zuerede, da-n-er nid mit Gwaalt und Raub durs Land zoge ischt, zom di ergscht Noot abwände.

Wo dBurgfrau wider is Bett cho ischt und im-ene munzigchläine Chindli, im Kätterli, s Läbe gschänkt hät, hät de Ritter sid langer Ziit wider emol e froh Gsicht gmacht. Alli, äär bsunders, händ fescht uf e Mäitili planget ghaa. Aber noch ere Wuche ischt uf die Freud es Läid iigchehrt: dMueter ischt im Chindbett gschtoorbe.

Und uf aan Schlag ischt alles anderscht woorde uf Radegg. Mit der Frau hät de Burghärr au no de letscht Räschte vo Adel und ritterlicher Gsinning verloore. Glii baald ischt er zomene gwöhndliche Schtruuchritter abegsunke und hät sich siini Sach dört gholet, wos öppis gha hät, au wänns uf uurächte Wäge ggange ischt. «Rächt hät, wär schtercher ischt», hät er amed gsaat, wän er mit siine Chnächte de Puure ischt go di riiff Frucht abhaue, oder wän er di riiche Schafuuser Chaufhäre, wo mit irne Wäge uf der Schtrooss durs Wangetaal uf Waaldshuet zoge sind, überfalle und päcklet hät. Im fiischtere Burgverliiss hät er dänn die Gfangene zable loo, bis es Löösgält iitroffe ischt und me si wider fräi lo hät.

Im Ritter siini sibe Buebe sind uubekümmeret wie Uuchruut ufgwachse. D Mueter hät ene gfählt. Und baald händ si iren Vatter uf siine Raubzüge begläitet. Wie äär, sind si wildi, gwaalttäätigi und wüeschti KärIli woorde. Ka gröößeri Freud für sii, weder wänn de Wächter uf em Turm en neue Waarezug uf der Wangetaalschtrooss gmäldt hät oder wänn si händ chöne im ene Puur z Ooschterfinge e Schtuck Vä vom Fäld ewäg schtäle. Uf sonigi Schtuck abe händ si amed uf Radegg obe gsoffe und gjohlet bis i alli Nacht ie und iren Muetwille tribe mit de Gfangene, wo si us em Burgverliiss unne ue gholet händ.

S Kätterli ischt under der Obhuet von-ere aalte, treue Magd, der Gertrud, zom-ene hübsche Jümpferli ufgwachse. D Gertrud häts im guete Gäischt und im Glaube an Härrgott uferzoge und im daa is Härz glaat, wa au hütt no en jede Mäntsch adlet: Güeti und Hülffsberäitschaft und Liebi zor Kreatuur. I sim Gäärtli, wo me hütt no gsiet und wo we-ne Chanzle über dHaalde usselueget, hät s Kätterli siini Blueme pflägt, trotzdäm das dBrüedere amed uusglachet händ: «Uf e Raubvogelnescht ghööred doch ka Blüemli, da ischt rächt für chläini Chind und aalti Wiiber.» – Aber s Kätterli ischt schtill siiner Wäge ggange. Uf Wäge sogaar, wo sin Vatter und siini Brüedere nüüt händ tööre wüsse dervo. Vilmol, wänn si furt gsi sind, hät s Kätterli e Chörbli an Aarm gnoo mit Iuuter guete Sache drin – si sind etz nümme so aarm gsii uf der Radegg – und ischt abe uf Ooschterfinge oder dure uf Baalterswiil, hät di Chranke bsuecht und si trööschtet und hät dört, wo siini Brüedere Läid und Noot zruggloo händ, für alli e guet Wort und e offni Hand ghaa. Au di Gfangene im Burgverliiss häts pflägt und ene Muet zuegredt, wänn dLiidensziit i däm fiischtere, füechte Loch gaar au lang tuuret hät. So isch es choo, da me s Kätterli baald wiit umenand wie-ne Häiligi verehrt hät. Aäs hät vil Liebi tööre erfahre, au wänn de Hass gege de Ritter und siini wilde Trabante immer gröösser woorde ischt.

Emol ischt de Radeggere en ganz en bsundere Vogel i dFäng groote. I der Chäppilischtaag änne händ si us em Hinderhaalt en junge Ritter mit sim Chnapp chöne überrumple und gfange näh. Scho a de schtattliche Rössere aa händ si gmerkt, da dä Vogel goldigi Fädere hät. Mit vil Gjöhl händ si die bäide uf d Radegg ue bugsiert und grad mit em Verhöör aagfange Wohäär da si säjid und wohäre da si welid. Aber de jung Edelmaa hät ene ka Amptert ggää. Schtolz ischt er im Hof gschtande, und siini schwarze Auge händ die Wägelagerer verächtlich gmuschteret. Aber dRadegger händ nid lang Fäderläsis gmacht: «ls Loch abe mit im! Miir chönd scho waarte, bis er wäich wüürt.» – Druf händ si sin Begläiter under dChnuute gnoo. Und glii ischt dä sowiit gsii, da-n-er-ne kanntli ggä hät, wa si händ wele wüsse: Dä jung, schtolz Ritter schtammi us eme riiche italiäänische Adelsgschlächt und säi mit ere wichtige Bootschaft underwägs an tüütsche Käiserhof!

Zwää Tag schpööter ischt dä Begläiter wider mittagwärts gritte, aber damol blooss no uf eme aalte, magere Chläpper. Aber derfür mit ere Fordering uf e Löösgält für sin Härr, das im fascht schwindlig woorde ischt, wän-er no draa tänkt hät.

Lang hät de Ritter im tunkle Turm unne möse waarte, und mängmol hät er zwiiflet öb er ächt wider emol zo däm Loch uuschömm. Aber au für in ischt es Kätterli Trooscht und Hoffning gsii. Aäs hät en wie-n-en guete Ängel umsoorget und im Muet zuegredt i siine schwääre Schtunde. Äntlich, äntlich ischt s Löösgält iitroffe, und de Ritter ischt wider fräi gsii. Bevor da-n-er wiiterzoge ischt, ischt er no lang bim Kätterli im Gäärtli gsässe und hät e äärnschti Uusschprooch ghaa mit im. Er häts gfrööget, öb ääs nid wel siini Frau wäärde. Sii güetig Wäse, siini Frömmikäit und siini Liebi säjid jo doch verloore do obe bi däne Kärllene, wo all im Tüüfel ab der Landwid ghäit säjid. Aäs söll mit im choo uf Italie, äär wells immer lieb haa und siiner Läbtig uf de Hände träge.

S Kätterli hät lang nüüt chöne säge. Es ischt ganz vüre is Gäärtli gschtande, dört, wo me wiit is Land usse gsiet. Zwoo Mächt händ in im kämpft: dLiebi und Pflicht. Und wider emol isch es ganz elaage gsii, und niemert hät im chöne hälffe. Do häts dHänd zämetoo und lang, lang pättet. Und wos sich umgchehrt hät und de frönd Ritter gsäh hät doositze, no blaach und zäichnet vo der schwääre Gfangeschafft, häts gwüsst, wo sin Platz ischt. «Lueg», häts zue-n-im gsaat, «au duu bischt mir i däre schwääre Ziit lieb woorde, und ich glaube, da-n-ichs bi diir schöö hett und uhni Soorge chöönt sii. Aber ich cha nid furt do, wo sovil Läid und Noot ischt. Wäär täät de Lüüte no hälffe und di Gfangene trööschte? Au miini Brüedere händ mich nöötig, viläicht sii grad am allermäischte. De Härrgott hät mich do ane gschtellt und mir e-n Ufgoob ggää, und ich cha-n-im nid druuslaufe, blooss da-n-ichs schöö ha. Do händ mich so vili nöötig, und ich taar si nid im Schtich loo. Ich ha no nie öpper so lieb ghaa wie dich. Aber wän ich mit diir chiem, so möösst ich immer e schlächt Gwüsse haa, wil ich miinere Pflicht als Chrischt uswäg ggange säi. Bis mer nid böös, ich cha nid anderscht.»

De Ritter ischt no lang bim Kätterli gsässe. S ischt au für in schwäär gsii. Aber wil er en güetige, liebe Mäntsch gsi ischt, hät er s Kätterli chöne verschtoh. «Ich cha dich nie vergässe», hät er gsaat, «und ich wüürde immer mit Liebi a dich zruggtänke.»

Druf händ si Abschid gnoo. Und no lang hät im s Kätterli vom Turm uus nooglueget, bis da-n-er hinder de Bömm im Wangetaal verschwunde ischt. Dänn häts es Chöpfli sinke loo und priegget, priegget wie no nie.

E Johr ischt vergange. Es Kätterli ischt wider i sim Gäärtli gsässe und hät mit brännende Auge i dWiiti glueget. Do polderets am aachene Burgtoor.

Und wo de Baschtiaan de Rigel zruggschobe hät, riitet uf eme füürige Ross en frönde Ritter in Burghof ie. Oder doch nid ganz en frönde? Es ischt de Chnapp gsii vo sälbem italiäänische Ritter, mit ere Bootschaft vo sim Härr für s Kätterli. I siinere Hand hät er en Schtruus Roose traat und en im Kätterli übergää, Roose von-ere zaartblaue Farb und mit eme bsun­derbaar fiine Duft. Sin Härr, so hät er sin Uftrag uusgricht, chönn s Kätterli au i der Haamet nid vergässe, und er lös es frööge, öb ääs nid doch möchte zue-n-im choo und für immer bii-n-im bliibe. Die Roose schicki äär im als Zäiche vo siinere Liebi. Er säi gritte wie närrsch. De Ritter häi nämlich gsaat zue-n-im: Wänn die Roose no blüejid, wän er uf der Radegg aa­ chömm, so säi da s Zäiche, da si zämeghöörid.

S Kätterli hät zeerscht nüüt chöne säge. S Wasser ischt im i dAuge gschosse, vor Freud und au vor Weh. Aber es hät im Überbringer vo däne Roose kan andere Pschäid chöne gää, weder was vor eme Johr i sim Mäischter gsaat hät: Es chönn nid! Zvil Läid ischt uf Radegg und im Land gsii. Siini Brüedere händs immer erger tribe, und s hät nüüt me ggää, wo-n-ene no häilig gsi wäär. Au wo si die Roose gsäh händ, händ si Iuut usseprüelet vor Lache über dä Chindschopf, wo Blüemli im Land umenand schicki. Und dä italiäänisch Chnapp hät zletscht sogaar no möse froh sii, da-n-er uugschoore wider furt cho ischt.

Im Kätterli häts weh too, da siini Brüedere da Zäiche von-ere tüüffe Liebi därewäg uusgfötzlet händ. Truurig häts sin Schtruus gnoo, ischt zor Burg uus und abegschtige a dRadeggerhaalde. Am-ene verboorgene, schtillne Plätzli isch es anegsässe, hät sii fiin Gsichtli i die blaue Roose iegsänkt und priegget, priegget, priegget. Es Weh im Härz ischt immer gröösser woorde, dVerzwiifling immer schtercher, und es hät gmaant, es chöni nümme wiitergoh uf däm Wäg, wo-n-im de Härrgott gwise hät. Eerscht wos um Trooscht pättet hät, häts im e wängili gliichtet. Aber es hät d Roose nümme möge i dBurg ue träge, es hett die Deemüetiginge vo siine Brüedere nümme uusghaalte, es hett dChraft nümme ghaa. Do häts die Roosezwiig a däm verboorgene Plätzli in waarme Bode iegschteckt, wo si vor bööse Mäntsche sicher gsi sind. Und immer, wänns im schwäär um s Härz gsi ischt, isch es abegschtige zo siine Roose, hät dört priegget und pättet und Trooscht und neue Muet gfunde.

S Gschick häts guet gmaant mit em Kätterli: die Roosezwiig händ Wuurzle gschlage und Johr für Johr iri duftige, blaue Blüete der Sunne entgege gschtreckt. Und tüüff im Härze hät au d Liebi wiiterblüeit, fiin und zaart. Alli Johr hät de italiäänisch Ritter im Kätterli en Bluemegruess gschickt: Orchidee oder Roose, oder Diptam, oder anderi sältsaami Bluemechinde us siinere Haamet. S Kätterli hät für alli a der sunnige, waarme Halde e verboorge Plätzli gwüsst, und vili händ wiiterblüeit, Johr und Tag.

Im Kätterli siini Brüedere händs immer erger tribe. Gwaalt und Raub und Tootschlag sind baald a der Tagesoornig gsii. Emol ischt ene en riiche Schafuuser Rootshärr i dChlaue groote. Dä händ si plooget bis uf s Bluet und en eerscht noch eme uuverschamte Löösgält wider fräi ggää. Und da hät im Fass de Bode uusgschlage. Inere schtockfiischtere, chiidige Winter­ nacht händ s Chriegsvolk vo Schafuuse und dPuure vo Ooschterfinge da Raubnescht gschtürmt. En Burgchnächt, wo me dobe furtgjagt gha hät, hät de Verrööter gschpilt und de Baschtiaan, de aalt Toorwächter, chöne übertölple. A allne Egge händ si dBurg aazündt, ka Muus ischt me läbig ussechoo. We-ne risigi Fackle hät s Füür i s Land usseglüüchtet, als Zäiche vo der Befräiing us Angscht und Noot.

Wo d Rafe scho aagfange händ zämechrache und ganzi Wulche vo Gluusme i di schwarz Nacht uegwirblet sind, rüeft zmool an: «S Kätterli! Retted s Kätterli!» I der Ufreging und i irem Iifer händ sis ganz vergässe ghaa. Aber etz isch es z schpoot gsii. Si händ zwoor no wele i di brännend Burg iidringe aber s ischt nümme möglich gsii. Me hät s Kätterli no gsäh, wie s am Fänschter obe im Turm um Hülff grüeft hät. Aber dänn ischt de Tachschtuel über im zämeproche, und da guet Chind hät in Flamme möse umchoo.

De Tüüfel hät nid lang möse verläse, wo-n-er cho ischt cho abrumme. Alli, bis as Kätterli, hät er i sin Chratte packt. Aber au ääs hät de Wäg in Himel nid gfunde. D Liebi zo sim Ritter, wo ääs immer z tüüffscht inne mit sich umetraat hät, ischt nid erfüllt woorde. Und uhni Erfülling giits ka Selikäit.

Und hütt no, wä-me in-ere schtillne, moohaatere Nacht dur s Wangetaal goht, cha me s Kätterli gsäh dobe sitze uf der Ruiine, e wiiss Näbelschläijerli um sich ume. Dört sitzts und bättet für siini Brüedere und briegget und waartet uf Erlöösing. Es waartet uf en Purscht mit eme guete, räine Härz, uf en Ritter uhni Fähl und Tadel. Aber dä Purscht mo zallereerscht di blau Roose finde, wo alli Johr no blüeit, ganz verboorge a der Radeggerhaalde. Und wän-er die Blueme bricht und dermit uegoht uf di äinsaam Ruiine, und im Kätterli dRoose i dHand giit, dänn hät ääs de Schlüssel zor Selikäit und taar iigoh i di eewig Rue.

Da ischt die Gschicht vom Kätterli, wie mer si dUrgrosmueter im Oberdoorff z Ooschterfinge, dBaarbere Ritzmann, vor lange Johre verzellt hät.

Sid doo bi-n-i däre Saag no drüümol begegnet:

S eerschtmol: Aafangs de driissger Johre ischt z Ooschterfinge de Sime-Maarti gschtoorbe. DLüüt verzelled hüt no vo-n-im, er säi en grobe, uughoblete und wüeschte Kärlli gsii, en Ufloot und en Fluecher, wo aliwil mit allne Lüüte Schtriit gha hät. Siiner aagne Frau hät er s Ässe vergunne, und sii Vä hät immer möse vor em Wage häär ränne. DChind händ en gfüürcht we de Tüüfel. Er hät aber au gfüürchig uusgsäh: en wilde Schtrubelchopf, e verzuuslet Bockbäärtli, dräckgääli Zäh, wo-n-im zom Muul uus gschtande sind, und e Par schtächigi, böösi Auge. Aber i sim Innerschte ischt er en Fäigling und Füürchtibutz gsii, en Schissbrüeder uhni gliiche. Er hett sich nid emol getrauet, znacht zwüsched de Zwölfe und de Aas vo Nüchilch über de Hasebärg uf Ooschterfinge dure z lauffed.

Ane füüfenünzgi, im Heuet, säi de Sime-Määrtel emol de Morge am zwaa ggange go määije in Wägwise hinne, grad unne a der Radeggerhaalde. De Vollmoo säi über der Abtshaalde gschtande und häi sin hälle Glanz über s ganz Taal und de Rossbärg glaat. De Maarti häi aa Made um di ander umglaat. S häis ghaue we Saloot. Wo-n-er ob em Wetze emol zor Radegg ueluegi, do gsäch er es Kätterli d Halde durab riite, uf eme schnee­ wiisse Ross, grad uf in zue. Do häi er dSägisse furtghäit und säi grännt, grännt wa-n-er Bode verwütscht häi, bis vüre zom Bad. Gjohlet häi er we-n-en Besemaa: «Ooli-ooli, s Kätterli wott mi hole, ooli-ooli, Z Hülff, s Kätterli holt mi!» Bim Badwürt vornne säi er dänn in Schtall iegschloffe und under dChripf undere ghocket und häi päberet we-ne aschpi Laub. Und eerscht, wo dSunne scho lang am Himel gschtande säi, häi er sich wider vüregetrauet.

Eso häts de Sime-Maarti bis zo sim Tood i jedem verzellt, wo-n-en drum gfrööget hät.

S zwäitmol: Es möged etz uugfähr füüfezwanzg – driissg Johr häär sii, do ischt d Schriiber-Lauraa, e frisch und suuber Ooschterfinger Chind, emol amene häisse Summersunntig ganz elaage uf der Radegg obe gsässe und hät i s Land usseglueget, wo i der brüetige Hitz gflimmeret hät. Der Lauraa iri Gedanke händ sich mit all däne Dinge beschäftiget, wo s Härz vomene zwanzgjöhrige Jümpferli erfülled: mit Hoffninge und Änttüüschinge, mit Zuekumftsplään und – s wüürt scho so gsi sii – allwäg au mit der Liebi. Und do isch es jo sicher guet, da de Mäntsch emol e Schtundlang ganz mit sich elaage ischt. Druf abe ischt da Chind es aalt Radeggerwägli, vornne a der Haalde, durabgschtige. Hütt ischt da Wägli, wo tachgääch abegoht, ganz verwachse und chuum no z finde. Do ischt d Lauraa, immer no i irne Gedanke, vo däm schmaale Wägli abchoo, und zmool schtoht si vor eme Schtruuch, wo wundersaamii, zaartblaui Blüete traat hät.
Wie Roose sind si gsii, aber die Farb! Blaui Roose hät üüser Jümpferli no nie gsäh. Es hät sich nid emol getrauet, die Blueme aazlanged. Blooss gschmöckt häts draa, und en bsunderbaar fiine Duft ischt wie en Zauber i der Luft gläge. DLauraa hät da Wunder schto loo und ischt langsaam haamzue ggange. Es wäär ere nid de Sii draa choo, da si dört inere Zauber­blueme begegnet ischt. Si hät äbe d Saag vom Kätterli nid kännt. Wo me­ re dänn die Gschicht verzellt hät, hät si i schpöötere Johre no mängsmol noch däne Roose gsuecht, aber si hät si nümme gfunde.

Vor e par Wuche bi-n-i z Ooschterfinge bi der Lauraa i der Schtube inne gsässe und ha mit ere über sälb Wunder gredt. Und iri Auge händ e sält­ saam glücklich Lüüchte überchoo, wo si miir vo irem Erläbniss mit der blaue Roose verzellt hät.

Me täät iez gäärn aanäh, i der Lauraa häi di sälb Begäbehäit e bsunder Glück proocht. Aber es ischt nid de Fall. Si ischt e schtill, aamfach Puure­fraueli woorde, wo sii ghuuffet Soorgepäckli mit uf de Wäg überchoo hät. Aber viläicht hät de Härrgott emol e bsunders schöö Plätzli für ins paraat.

Und s drittmol: Es sind etz baald zeh Johr sider. Wo-n-ich no z Ooschter­finge Schuelmäischter gsi bi, bi-n-i a mängem häisse Summertag a der Radeggerhaalde umegchlätteret, e Botanisierbüchs uf em Puggel und s Pflanzebuech, de «Binz», i der schwaassige Hand. DOrchidee bsunders händ mi inträssiert. Do begegnet mer emol am-ene schööne Tag, zmitts i der Haalde, en frönde Härr. Er hät uugfähr di gliich Uusrüschting ghaa wie ich, und i der lingge Hand hät er Roosezwiig traat, und Brombeeri­ schtüüdli, und waass ich nid waa. Dä Härr ischt en Profässer gsii vo Züri, wo siini botaanische Schtudie tribe hät. Mer sind mitenand is Gschprööch choo, und do ha-n-im au die Saag vo der Radegg verzellt. Er ischt ganz schtill näbed mer gsässe und hät blooss vo Ziit zo Ziit gnickt mit sim gschiide, schööne Glehrtechopf. Wo-n-i fertig gsi bi mit Verzelle, hät er e Rüngli gschwiget und mich us siine blaue Auge ganz waarm aaglueget.

Druf saat er: «Inträssant, inträssant, wie de sogenannt Volksmund en Erklääring gfunde hät für di wüsseschaftliche Taatsache. Me gsiet au do wider, wie i jedere Saag en Chäärn vo Woret schteckt. Si wüssed jo, da die Radeggerhaalde wäge irem bsunders sunnige und trochene Klimaa e Flooraa hät, wo suscht blooss i wiit südlichere Gegende dihaam ischt. Die Rosa gallica, wo Si do i miinere Hand gsend, ischt au e Chind vo dört. Es Ufträtte vo däne bsundere Aarte (, hät er zwoor gsaat) i däm Ooschterfinger Gebiet ischt au der Fachwält vom Ussland bekannt. Ich bi scho mit Koleege vo Pariis und vo Brüssel do a däre Haalde ume­ gschtiflet, und au sii sind erschtuunt gsii über die inträssante botaanische Fund, wo si do gmacht händ. – Ich wäär Ene tankbaar, wänn Si miir die Saag chööntid schicke, do ischt miini Adrässe.»

«Die schtoht niene, Härr Profässer, und s kännt si au fascht kan Mäntsch me. Blooss no e par aalti Lüütli z Ooschterfinge.» Do laat er mit dHand uf dAchsle und saat: «Dänn sötted i si aber uubedingt ufschriibe. S wäär schaad, wänn si verloore gieng.» Druf ich: «Me chöönts jo emol probiere, … scho wägem Kätterli.»

Erzählung in Schaffhauser Mundart von Otto Uehlinger, aus dem Buch „Am Trottefüür“.
1970 erschienen im Verlag: Peter Meili Schaffhausen

Mit der freundlichen Genehmigung der Erben Otto Uehlingers